Konfe­ren­zen an die Wand hängen – Graphic Recor­ding schafft die Brücke in den Alltag

10. November 2016 von Lucia Stall

Auf dem Weg zur Kaffee­pause schauen die Teil­neh­men­den noch schnell bei Anne Lehmann vorbei: Was malt sie denn da eigent­lich? Wie hat sie wohl die Diskus­si­ons­runde von eben in Bilder gefasst? Solche Szenen spie­len sich immer ab, wenn wir in Veran­stal­tun­gen mit Graphic Recor­ding arbei­ten. Auch bei der kürz­lich durch denk­mo­dell mode­rier­ten Zukunfts­werk­statt des Natio­na­len Akti­ons­bünd­nis­ses für Menschen mit Selte­nen Erkran­kun­gen (NAMSE).

Einen Tag lang disku­tier­ten die rund 80 Teil­neh­men­den sowohl im Plenum als auch in Klein­grup­pen über aktu­elle Heraus­for­de­run­gen und die zukünf­tige Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur des Akti­ons­bünd­nis­ses. Sowohl in den Pausen als auch am Ende der Zukunfts­werk­statt bewun­der­ten die Teil­neh­mende begeis­tert das Live-Proto­koll und verfolg­ten inter­es­siert, wie die Graphic Recor­de­rin Anne Lehmann den aktu­el­len Diskus­si­ons­stand in Bilder fasste.

Ob Konfe­renz oder Work­shop: Worte profes­sio­nell in Bilder fassen

Worte in Bilder fassen – Zusam­men­hänge und Unter­schiede sicht­bar machen – Dyna­mi­ken abbil­den … All das bietet Graphic Recor­ding. Durch profes­sio­nelle Live-Zeich­nun­gen werden Diskus­sio­nen, Ergeb­nisse, Eini­gun­gen oder auch Meinungs­ver­schie­den­hei­ten visu­ell erfasst und Worte, die sonst schnell in Verges­sen­heit gera­ten, bild­lich fest­ge­hal­ten. Im Gegen­satz zu Proto­kol­len oder Foto­do­ku­men­ta­tio­nen, ermög­li­chen die Zeich­nun­gen eine Abbil­dung von Atmo­sphä­ren und Emotio­nen und machen zugleich Zusam­men­hänge und Dyna­mi­ken leicht erfass­bar und wieder­erkenn­bar.

Und so steht am Ende eines Work­shops oder einer Konfe­renz ein großes (oder klei­nes) Bild, das die Essenz der Veran­stal­tung wieder­gibt und zudem noch „rich­tig was her macht“. Das fanden zumin­dest die Mitglie­der des NAMSE – und stehen damit nicht alleine da. Bei zahl­rei­chen unse­rer Kunden finden sich „Work­shops an der Wand“ – und schmü­cken Büro­räume, Flure oder Foyers.

Auch wir als Moderator*innen freuen uns, wenn wir unsere Veran­stal­tun­gen durch Graphic Recor­ding beglei­ten lassen dürfen. Seit eini­gen Jahren arbei­ten wir dabei mit Anne Lehmann zusam­men. Die ausge­bil­dete Illus­tra­to­rin schätzt an ihrer Arbeit beson­ders die viel­fäl­tige Anwend­bar­keit. So hat sie schon Work­shops mit nur vier Teil­neh­men­den beglei­tet, aber auch große Konfe­ren­zen mit über 3.000 Besu­chern. Und auch thema­tisch reicht ihr Spek­trum über Poli­tik und Wirt­schaft bis hin zu Kultur.

So divers die Veran­stal­tungs­for­mate, so unter­schied­lich und indi­vi­du­ell sind auch die Ergeb­nisse eines Graphic Recor­dings. „Manch­mal eignen sich in Work­shops einzelne DIN-A‑4 Bögen, während woan­ders ein 25m x 1,5m großes Bild entsteht“, erzählt Anne Lehmann, die ihr Produkt von Mal zu Mal indi­vi­du­ell an die Bedürf­nisse des Kunden anpasst.

Visua­li­sie­rung für ein besse­res Verständ­nis

Über den Mehr­wert von Visua­li­sie­rung in Bezug auf Verständ­nis­klä­rung haben wir in unse­rem Beitrag „Ich kann nicht malen… – Trotz­dem setzen immer mehr Orga­ni­sa­tio­nen auf Visua­li­sie­rung“ kürz­lich schon berich­tet. Auch Anne Lehmann macht die Erfah­rung, dass häufig erst ihre Über­set­zung von Spra­che in Bilder für ein gemein­sa­mes Verständ­nis sorgt. „Unklar­hei­ten werden sicht­ba­rer“, meint Anne und berich­tet von Work­shops, in denen nach Diskus­sio­nen zu den Fragen „Wo stehen wir?“ und „Wo wollen wir hin?“ schein­bare Einig­keit bestand. Ein gemein­sa­mer Blick auf ihre Zeich­nung machte den einzel­nen dann aber deut­lich, dass es doch noch bedeu­tende Unter­schiede im Verständ­nis einzel­ner Aspekte gab. Diese konn­ten nun klar bespro­chen werden – es gab ja ein als Anhalts­punkt das Bild dazu.

Für Teil­neh­mende, Orga­ni­sa­to­ren und auch für uns als Berater*innen stel­len die bild­li­chen Ergeb­nis­pro­to­kolle eine große Berei­che­rung dar und der „Blick ins  Proto­koll“ macht wirk­lich Freude. So wie nun auch den Mitar­bei­te­rin­nen der Geschäfts­stelle des NAMSE in Bonn. Dort hängt das Bild der Zukunfts­werk­statt und ist sowohl Erin­ne­rung an einen inten­si­ven Werk­statt­tag als auch leben­di­ger Start­punkt für den nun folgen­den Entwick­lungs­pro­zess einer neuen Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur.