Home Office Reali­ties – Einbli­cke in den Alltag

22. Mai 2020 von Desiree Bösemüller

Seit Mitte März ist der Groß­teil unse­res Teams ins Home Office gezo­gen – und arbei­tet nach wie vor von Zuhause. Nicht alles läuft rund in den eige­nen vier Wänden: Eini­ges bringt uns zum Lachen, ande­res zum Nach­den­ken. In unse­rer Serie “Home Office Reali­ties” haben wir alltäg­li­che Erfah­run­gen gesam­melt – indi­vi­du­elle und persön­li­che Moment­auf­nah­men der denkmodeller*innen. Insge­samt sind in den vergan­ge­nen Wochen 7 kurze Einbli­cke entstan­den:

#1 Groß­fa­mi­lie:

Foto mit einem Mann der arbeitet und am Fenster steht ein Kind und guckt Ihn an

“Alle verschla­fen – morgens die Tages­struk­tur nur ausge­spro­chen aber nicht mit Post-Its an die Küchen­wand gehängt. Was passiert? Die Kinder vermis­sen Klar­heit – mein Mann und ich planen zu wenig Pausen ein für die „Über­gabe“ zwischen den Telkos. Es fühlt sich irrwit­zig an. Was wollen wir uns hier eigent­lich bewei­sen? Drau­ßen scheint die Sonne. Immer­hin. Dank an die Kolleg*innen, die einsprin­gen immer wieder und an so vielen Stel­len. Viel­leicht auch mal ok wenn man nicht den „größ­ten“ Beitrag leis­ten kann? Viel­leicht eine Frage, die ich mir mitneh­men sollte für die Zeiten nach Corona.“

#2 Welt­weit:

Foto mit einem Asiatischen Gebäude worin geld/orangeneLampingjongs hängen

“Ich wache auf. Deutsch­land schläft noch. Denn ich bin in Taipei, Taiwan. Ich setze mich an eine virtu­elle Fort­bil­dung und genieße danach einen langen 10km Spazier­gang zum Dalong­dong Baoan Tempel. Ab 16 Uhr geht dann die Arbeit los. Ich sitze in virtu­el­len Konfe­ren­zen und freue mich über die Gesich­ter. Es wird auch viel gelacht. Der letzte Termin dauert bis 0.30 Uhr. Für den virtu­el­len Small Talk fehlt mir um diese Uhrzeit leider der Nerv. Danach gibt’s endlich Abend­brot – zwischen den Meetings war nicht genug Zeit. Gegen 2.30 Uhr lege ich mich hin. Wird das mein neuer Tages­rhyth­mus? Welche Sehens­wür­dig­keit nehme ich mir morgen vor? …”

#3 Halb­werts­zei­ten von Regeln und Struk­tu­ren:

Foto eines Zeitplans

“Tages­plan und die Regeln für das Mitein­an­der – beides erar­bei­tet an Tag 1 von Corona-Home-Office-Mit-Kinder­be­treu­ung gemein­sam mit unse­rer fünf-jähri­gen Toch­ter. Die Regel­wut war ihr Impuls (die “graphi­sche” Darstel­lung führte vom ersten Moment an zu Ambi­gui­tät…).  Mein Blick darauf einen Monat später sagt mir: Wie wich­tig und rich­tig in dem Moment – wie über­holt schon nach weni­gen Tagen – wie irrele­vant in unse­rer Praxis heute. Auch der gemein­same Morgen­kreis auf dem Wohn­zim­mer­tep­pich findet nicht mehr in der Regel­mä­ßig­keit von Woche 1 statt. Ihn aber über­haupt ab und an zu erle­ben, gibt mir Ener­gie und Erdung beim Start in die Tage. Tage, die mich in Doppel­aus­las­tung von Arbeit und Kinder­be­treu­ung an meine Grenze brin­gen. Tage, an denen ich glei­cher­ma­ßen dank­bar bin, nur diese Grenz­erfah­rung zu machen, die im Vergleich zu exis­ten­zi­el­len Sorgen ande­rer über­wind­bar ist.”

#4 Groß­fa­mi­lie:

Foto von zwei kindern die aus der Straße mit Kreide malen

“Lese gerade abends zum Einschla­fen das Buch ‘Geht alles gar nicht: Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht verein­ba­ren können.’ Es wird gerade noch deut­li­cher, was ohne Corona spür­bar ist: Unser perfek­tio­nis­ti­scher Wunsch alles spie­lend unter einen Hut zu bekom­men ist eine Illu­sion. Wenn es mir gelingt, gelas­sen zu blei­ben und meinen “Leis­tungs­im­puls” ein wenig runter zu dimmen, dann ist die Zeit auch ein Geschenk: So viel Zeit zu fünft hatten wir lange nicht mehr.”

#5 Groß­fa­mi­lie:

„Mist! Ich wache mit kras­sen Kopf­schmer­zen auf. Die wollen auch nicht wegge­hen … Kopf­kino vorpro­gram­miert. Trotz­dem stän­di­ger Blick auf die Emails am Handy – alles also was ich meinen Kund*innen sagen würde nicht (!) zu tun. Mittags ist das Kopf­weh weg – die Kinder üben sich im nichts Tun (aller­dings auch das in maxi­ma­ler Laut­stärke). Nebenan hängt mein Mann am Tele­fon – und in Video­kon­fe­ren­zen: 9–16 Uhr fast ohne Unter­bre­chung. Da sollte es hier nebenan nicht zu laut werden. Noch dieser Tag, dann ist Wochen­ende. Wieder alle fünf zusam­men – aber dafür ohne Mails und Schul­auf­ga­ben. Woche 2 – mir kommt es länger vor.“

#6 Virtu­el­ler Team­tag:

Foto mit einem Schreibtisch, einem Laptop, einem Bildschirm, Tastertur,Maus und Papiere

“Einen weite­ren Tag in virtu­el­len Meetings verbracht. Soweit nichts Beson­de­res. Beson­ders ist: Das war unser erster virtu­el­ler Team­tag, den ich zusam­men mit einer Kolle­gin konzi­piert und mode­riert habe. Norma­ler­weise fahren wir mit dem Team und einer exter­ner Mode­ra­tion 3 Tage raus in die Natur. Nun ein Tag selbst mode­riert und virtu­ell – hier hilft es, dass die Krise in gewis­ser Weise das Fokus­sie­ren erleich­tert. Geheim­nis? Wir schaf­fen selbst nicht immer, was wir unse­ren Kund*innen raten; virtu­ell längere Pausen einzu­pla­nen zum Beispiel. Nach dem Team­tag noch ein Netz­werktref­fen mode­riert. Ein langer Spazier­gang am Abend hat mir dann aber doch das Gefühl zurück gege­ben ein Mensch mit Körper zu sein und kein 2D-Zoom-Bild.”

#7 Der Plan:

Foto mit zwei Zetteln wo Notizen drauf sind

“Am Anfang gab es einen Plan: 6.00 Uhr aufste­hen & Sport, 7.00 Uhr Duschen & Früh­stü­cken, 8.00 Uhr Medi­tie­ren & Lesen, 9.00 Uhr Arbeit, 18.00 Uhr Feier­abend & Frei­zeit, 23.00 Uhr Licht aus. Es war ein schö­ner Plan. Er gab dem Alltag neue Struk­tur. Doch nach ein paar Wochen wurde es immer schwie­ri­ger um 6.00 Uhr aufzu­ste­hen. Sport, medi­tie­ren, und lesen? Nee, nicht so wich­tig. Lieber ein bis zwei Stun­den mehr Schlaf. Schla­fen – seit Corona bin ich so unend­lich müde und schlafe, wenn ich kann bis zu zehn Stun­den. Auch die Frei­zeit ist nicht mehr wirk­lich Frei­zeit. Die private To-Do-Liste ist lang. Ich vermisse meine Fami­lie und Freund*innen. Zum Glück habe ich meinen Mann. Blick auf die Uhr: 17.42 Uhr. Ich freue mich auf den Abend. Netflix und Popcorn. Und morgen? Morgen geht alles wieder von vorne los.”

Übri­gens: Der “Umzug” zurück ins Büro ist bei vielen denk­mo­dell-Team­mit­glie­dern erst sinn­voll, wenn wir uns wirk­lich wieder an der Kaffee­theke zum konzep­tio­nel­len oder infor­mel­len Austausch tref­fen und unse­ren Arbeits­platz dauer­haft wieder aufbauen können (viele haben Maus, zwei­ten Bild­schirm etc. mit nach Hause genom­men) – und wenn die Kinder­be­treu­ung dauer­haft sowie gut gere­gelt ist. Dennoch ist es Zeit für uns, die Home Office Reali­ties hinter uns zu lassen und eine neue Serie zu star­ten: “Virtual Fails” – Unsere (zum Teil witzi­gen) Lern­erfah­run­gen im virtu­el­len Raum. Wir lassen Sie aus unse­ren Fehlern lernen. Folgen Sie uns auf den Sozia­len Medien (Instagram, Facebook, Twitter oder LinkedIn), um dazu aktu­ell auf dem Laufen­den zu sein.

Sind Sie zurück im Büro oder weiter­hin im Home Office – oder waren Sie gar nicht erst im Home Office? Wie haben Sie die letz­ten Wochen erlebt? Wir freuen uns über Ihre Einbli­cke. Kommen­tie­ren Sie gern.