Zwischen Mensch und Orga­ni­sa­tion: Die Aufgabe von Führung

17. August 2023 von Philipp Scharff
Zahnräder (Bild von Gerd Altmann auf Pixabay)

In unse­ren Work­shops mit Führungs­kräf­ten beschäf­tigt uns eine zentrale Frage immer wieder: Was ist die Aufgabe von Führung? Um diese Frage zu klären, nutzen wir ein Modell. Es beleuch­tet die Orga­ni­sa­tion auf der einen und den Menschen auf der ande­ren Seite – und zeigt, wie gute Führung beides zusam­men­bringt. Werfen wir gemein­sam einen Blick darauf.

Orga­ni­sa­tion und Mensch

Auf der einen Seite steht die Orga­ni­sa­tion. Sie erfüllt eine bestimmte Aufgabe oder Mission – etwa Menschen von A nach B brin­gen (Bahn) oder Menschen mit Bröt­chen versor­gen (Bäcke­rei). Die Orga­ni­sa­tion ist also ein Aufga­ben-orien­tier­tes System. Als solches strebt die Orga­ni­sa­tion danach, sich selbst zu erhal­ten und ihre Aufga­ben zu erfül­len.

Auf der ande­ren Seite steht der Mensch. Menschen sind Bedürf­nis-orien­tierte „Systeme“. Sie stre­ben danach, ihre Bedürf­nisse zu befrie­di­gen. Damit sind nicht nur basale Bedürf­nisse gemeint (wie z. B. Geld verdie­nen, um Essen zu kaufen), sondern auch Bedürf­nisse wie Zuge­hö­rig­keit zu einer Gemein­schaft, persön­li­che Entwick­lung, Beitrag zu einem größe­ren Sinn oder Auto­no­mie.

Die Rolle von Führung als Schar­nier zwischen den Syste­men

Führung kommt dann ins Spiel, wenn Orga­ni­sa­tio­nen und Menschen sich gegen­sei­tig brau­chen, um ihre Aufga­ben zu erfül­len bzw. ihre Bedürf­nisse zu befrie­di­gen. Das tun sie nicht zwangs­läu­fig: Orga­ni­sa­tio­nen können bestimmte Aufga­ben auto­ma­ti­sie­ren; und Menschen können ihre Bedürf­nisse auch außer­halb von Orga­ni­sa­tio­nen befrie­di­gen (z. B. in selbst­stän­di­gen Tätig­kei­ten).

Dort aber, wo Orga­ni­sa­tion und Mensch sich brau­chen, ist es die Aufgabe von Führung, beide Systeme mitein­an­der zu verbin­den. Führung sorgt für Entschei­dungs­fä­hig­keit und löst hier­über struk­tu­relle Konflikte, die es in jeder Orga­ni­sa­tion zwangs­läu­fig gibt. Oder anders gesagt: Führung hat die Aufgabe, die Koope­ra­tion zwischen der Aufga­ben-orien­tier­ten Orga­ni­sa­tion und dem Bedürf­nis-orien­tier­ten Menschen zu gestal­ten, und dafür zu sorgen, dass Entschei­dun­gen getrof­fen werden

Foto mit dem blauen Kreis und dem grünen Kreis, wie sie sich miteinander verbunden haben

Damit fungiert Führung als Schar­nier zwischen den beiden „Syste­men“, wie das Schau­bild des beschrie­be­nen Modells zeigt.

Welche Bedeu­tung hat das Modell für die Führungs­rolle?

Das skiz­zierte Modell hat einige weit­rei­chende Impli­ka­tio­nen auf die Rolle von Führung:

  1. Führung sitzt zwischen allen Stüh­len – ein gewis­ses Span­nungs­ge­fühl ist unaus­weich­lich.
  2. Führung ist extrem kontext­ab­hän­gig. Denn die Frage, welche Art von Koope­ra­ti­ons­ge­stal­tung nütz­lich ist, hängt sehr ab von der spezi­fi­schen Orga­ni­sa­tion und dem jewei­li­gen Menschen. Die Prokla­ma­tion von „dem einen rich­ti­gen Führungs­stil“ kann man also an dieser Stelle getrost verges­sen.
  3. Führung ist damit auch unvor­her­seh­bar, hoch dyna­misch und komplex – eine Aufgabe, für die es keine ferti­gen Rezepte geben kann, wenn wir Führung wirk­lich ernst nehmen.

Für Menschen, die Führungs­auf­ga­ben wahr­neh­men, bedeu­tet das, dass sie drei Perspek­ti­ven beson­ders berück­sich­ti­gen müssen: die der Orga­ni­sa­tion, die des Menschen in der Orga­ni­sa­tion und die eigene. Für sie sind also folgende drei Felder beson­ders rele­vant:

  1. Orga­ni­sa­ti­ons-Kunde: Damit sind Konzepte und „Denk­mo­delle“ gemeint, mit denen wir uns Orga­ni­sa­tio­nen erklä­ren können: Wie beein­fluss­bar sind Orga­ni­sa­tio­nen? Wie findet Verän­de­rung statt? Welche Rolle spielt „Kultur“? Hier­für ist die System­theo­rie ein beson­ders nütz­li­ches Konzept, das wir in unse­rer Arbeit mit Führungs­kräf­ten versteh- und anwend­bar machen.
  2. Menschen-Kunde: Damit sind Wissen und Refle­xion darüber gemeint, wie wir uns das Verhal­ten von Menschen erklä­ren können. Zum Beispiel: Was moti­viert Menschen? Wie kommu­ni­zie­ren Menschen? Welche Bedürf­nisse haben Menschen? Hier dient uns die moderne Hirn­for­schung und die syste­misch-huma­nis­ti­sche Theo­rie als wich­ti­ger Hinter­grund.
  3. Ich-Kunde: Damit sind Muster und „Bril­len“ gemeint, mit denen Führungs­kräfte auf sich selbst, ihre Orga­ni­sa­tio­nen und die darin arbei­ten­den Menschen schauen. Was treibt mich an? Welche Stär­ken habe ich? Worauf richte ich häufig meine Aufmerk­sam­keit? Welche Aspekte von Koope­ra­ti­ons­ge­stal­tung fallen mir leicht – und welche finde ich schwie­rig? Was sind beson­dere Stär­ken meines Teams?

Lernen Sie, Ihre Stär­ken zu nutzen

Die oben genann­ten Felder bear­bei­ten wir auch in den Führungs­kräf­te­trai­nings von denk­mo­dell – ausge­hend vom oben skiz­zier­ten Modell. Und unter­stüt­zen damit Führungs­kräfte, sich und ihre Rolle best­mög­lich zu entwi­ckeln.

Wenn auch Sie mehr über Ihre Stär­ken erfah­ren möch­ten und darüber, wie Sie Ihre Orga­ni­sa­tion opti­mal mit Ihren Mitar­bei­ten­den zusam­men­brin­gen: Unser nächs­tes offe­nes Führungs­kräf­te­ent­wick­lungs­pro­gramm beginnt im Okto­ber 2023. Auf dieser Seite finden Sie weitere Infor­ma­tio­nen.

Gern erzähle ich Ihnen in einem persön­li­chen Gespräch mehr über das Trai­ning und beant­worte Ihre Fragen – hier können Sie Ihren indi­vi­du­el­len Termin buchen.

Ich freue mich auf Sie!